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Mi, 17.Feb 2016

Max Diener: Gute und böse Energie

Unser ehemaliger Geschäftsführer liefert einen bedenkenswerten Beitrag zur aktuellen Energiediskussion. Wir freuen uns auf Kommentare, zustimmend, widersprechend oder ergänzend.

Max Diener: Gute und böse Energie

Der Diskussionsbeitrag von B. Hächler regt zum Nachdenken an. Aber denken ist ja (noch) nicht verboten und manchmal sogar sehr nützlich. Das führt relativ rasch zum Streit zwischen böser und braver Energie.

Früher gab es nur gute Energie, nämlich diejenige, die man überhaupt hatte. Sei es Holz von Bäumen, Oel aus Pflanzen, wie zum Beispiel aus Nüssen, oder Fett von Tieren, wie zum Beispiel aus geschlachteten Rindern. Man konnte Holz verbrennen oder Oellampen brennen lassen, um dunkle Kammern zu beleuchten, oder man konnte kalte Räume erwärmen.

Irgendwann wurde dann die Kohle entdeckt. Und dann das Erdöl. Und das Erdgas. Und irgendwann gelang es dem Menschen Elektrizität zu erzeugen. Aus Wasserkraft, und dann aus allen anderen Materialien. Und dann aus Atom. Und schon bald ging es los: gewisse Materialien produzierten nebenher CO2, andere Stickoxid, von allen anderen bösen Nebenprodukten ganz zu schweigen. Und beim Atomstrom entstanden strahlende Abfälle, die die Menschheit vor noch grössere Probleme stellten.

Ein grosser Lichtblick waren die natürlichen Energien, wie Sonne oder Wind. Nur: was tun, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht?

Und da war dann noch das Holz, das ja klimaneutral war, da es aus ständig nachwachsenden Materialien gewonnen wurde.

Parallel dazu stellte man fest, dass die Menschheit fast ungebremst anwuchs. Die Milliarden Leute produzieren neue Milliarden. Und die alle wollten natürlich auch Energie zum Brauchen.

Bald war die ganze Menschheit zerstritten. Und daraus bildeten sich Gruppen von Anhängern der verschiedenen Energiearten. Alles was CO2 produziert, ist des Teufels. Alles was radioaktive Abfälle entstehen lässt, ist auch des Teufels oder gar noch schlimmer. Da kamen die Grünen ins Spiel. Sie wollten am liebsten alles verbieten, was für die Menschen schädlich sein könnte. Wenigstens langfristig, oder doch eher kurzfristig, oder am liebsten gleich sofort. Und am liebsten die natürlichen Energien fördern.

Die Förderung der Holznutzung zur Wärmegewinnung war nicht einfach, da Holz unter anderem auch für andere Zwecke benötigt wird. Die Nutzung von Abfallholz und daraus hergestellten Pellets stiess bald einmal an ihre Grenzen. Man fing also an ganze Wälder, einer unserer zuverlässigsten Sauerstoff-Produzenten, abzuholzen. Die Aufforstung dauert natürlich Jahrzehnte, sodass man Holz schon einmal als endlich bezeichnen muss. Stört das irgendjemand?

Sonnenstrom kann man fast unbegrenzt produzieren. Aber die Herstellungskosten sind hoch. Und die Reparaturen (Hagel, Frost, Korrosion, andere Witterungseinflüsse, usw.) von defekten Solaranlagen sind teuer. Und was macht man mit dem überschüssigen Strom, wenn die Sonne zuviel davon liefert? Man muss ihn mit recht grossem Energieaufwand vernichten.

Windanlagen sind sehr kostspielig. Und teuer im Unterhalt. Und nicht gerade schön. Undmeist am falschen Ort, nämlich weit draussen im (salzigen, korrosiven) Meerwasser oder auf den eisigen hohen Bergen, wo sie von den Touristen nicht besonders geschätzt werden. Entsprechend auch häufig defekt.

Kommen wir wieder zurück zur Atomenergie. Einfach herzustellen. Aber auch teuer. Aber auch mit grossen Risiken behaftet. (Man denke nur an Fukushima). Und mit Abfällen belastet, die die Menschheit vor grössere Probleme stellt. Dafür aber weitgehend ohne CO2. Aber wohin mit dem radioaktiven Zeugs? Unterirdisch in vollklimatisierten, betreuten, bewachten, kontrollierten, wassersicheren, luftdichten Betonkellern während Jahrhunderten oder während Jahrtausenden vor einer Ausstrahlung auf die Menschen gelagert? Ich möchte jedenfalls keinen solchen Bunker vor meiner Haustüre! Nein, auf keinen Fall! Auf keinen Fall!

Nun haben wir also keine so genaue Trennung mehr zwischen guter und schlechter Energie. Natürlich bleibt der eiserne Grundsatz: die gesparte Energie ist die besteEnergie. Nur: wie spart man Energie? Zum Beispiel indem sich die Erde durch die Klimaerwärmung erwärmt, wodurch der Bedarf an Wärme ohnehin sinkt. Oder indem man Häuser isoliert, was nicht ganz problemlos ist, weil die Isolierungen ja auch aus etwas hergestellt werden müssen. Oder in dem man sich weniger fortbewegt, also kein Auto benutzt, sondern – falls überhaupt - den OeV. Aber nur, wenn kein Atomstrom die Lokomotive antreibt. Und was ist, wenn der Bus mit Dieseloel fährt? Und was ist, wenn alle diese Verkehrsmittel wegen des Umsteigens auf den OeV ständig überfüllt sind?

Und so kommen wir immer mehr in den Mischsalat von guter und böser Energie. Grundsätzlich könnte man die Menschheit reduzieren, dann entstünde weniger Nachfrage nach Energie. Aber niemand will das ernsthaft. Die einen wegen der Religion, die anderen wegen der Grösse der Nation, andere wegen der Bautätigkeit, wieder andere wegen ihrer geplanten steigenden Absatzmöglichkeiten für Unterhosen, Kartoffeln, Mineralwässer und Regenschirme. Und wie soll die Reduktion derErdbewohner vor sich gehen? Mit Gewalt (geht nicht), mit Krieg (funktioniert nicht), mit Geburtenkontrolle (funktioniert auch nicht), freiwillig (funktioniert sowieso nicht).

Nun bleibt uns geplagten Menschen also nichts anderes übrig, als böse und gute Energie zu verbrauchen. Möglichst wenig, möglichst mehr gute als böse, also zwar Holz, aber nur immer weniger, also zwar Sonne, aber nicht zuviel, also Windkraft,aber nur wenn der Wind bläst, also Strom, aber nur wenn er nicht aus Atomkraft stammt, also Oel und Gas, aber nur wenn alles andere nicht ausreicht. Und vor allem keine Kohle, ausser zu medizinischen Zwecken.

Nun wird uns also nicht viel anderes übrig bleiben, als weiter über böse und gute Energie zu schimpfen. Und beides zu verbrauchen. Und die Menschheit weiter anwachsen zu lassen. Und noch mehr (zu viel) zu verbrauchen. Und noch mehr böse Energiewiderwillig einzusetzen. Und auf ein Wunder zu hoffen. Und uns nochmehr an den unmöglichen Parolen von grünen Wunderpredigern zu weiden. Und immer mehr einzusehen, dass wir unweigerlich auf ein Energiedesaster zutreiben.

Immerhin können wir uns damit beruhigen, dass die Menschheit am Mangel an sauberem Wasser zu Grunde gehen wird, bevor wir die letzten Energiereserven endgültig verbraucht haben. Oder dass ganze Heerscharen im Streit um das kostbare Nass mit Waffen aufeinander losgehen werden, bevor es ihnen definitiv ausgeht.  Wie tröstlich! 

Mit den besten Wünschen für eine friedliche Zukunft im wasserfreien und energiesauberen Raum

M. Diener